Was ist Bindung überhaupt und wie entsteht sie? Welche Bindungstypen gibt es und was bedeutet dies für die pädagogische Praxis?
💡 Die Erkenntnisse dieser Theorie gehören zum absoluten Grundlagenwissen einer pädagogischen Fachkraft und können dabei helfen, die Bedürfnisse und das Verhalten von Kindern und Jugendlichen besser zu verstehen und begründete Handlungsweisen in der Praxis zu entwickeln.
⠀ Was man unter „Bindung” versteht⠀
Bindung wird als ein unsichtbares, emotionales Band zwischen zwei Menschen beschrieben. Wenn es einmal gewachsen ist, bleibt es über Ort und Zeit hinweg bestehen. Im besten Fall bietet dieses Band Halt, Sicherheit, Unterstützung und Geborgenheit – die Grundvoraussetzung, um eine positive Entwicklung zu durchlaufen.
⠀ Entwicklung der Bindung⠀
Bindung entwickelt sich aus der wechselseitigen Beziehung zwischen dem Kind und seinen nahen Bezugspersonen.
Das Bindungsbedürfnis ist in uns Menschen biologisch tief verankert. Durch Bindungsverhaltensweisen wie z.B. Weinen, Klammern, Rufen, Nachfolgen etc. versucht ein Säugling auf dieses Bedürfnis aufmerksam zu machen.
⠀ Bindungsqualitäten⠀
Je nachdem, wie feinfühlig die Bezugspersonen des Kindes auf diese Verhaltensweisen und Signale reagieren, kristallisieren sich unterschiedliche Bindungstypen heraus. Kinder in den ersten Lebensjahren sind dazu in der Lage, Bindungen zu mehreren Personen und von unterschiedlichen Qualitäten zu entwickeln.
⠀ Sichere Bindung⠀
Kinder mit sicherer Bindung fühlen sich wohl und sicher in der Nähe ihrer Bezugspersonen. Sie nutzen diese als sichere Basis, um die Welt zu erkunden und sind in der Regel emotional ausgeglichen.
⠀ Unsicher-vermeidende Bindung⠀
Kinder mit unsicher-vermeidender Bindung neigen dazu, emotionale Distanz zu ihren Bezugspersonen zu halten. Sie zeigen wenig emotionale Reaktion, wenn ihre Bezugspersonen an- oder abwesend sind, und neigen dazu, Unabhängigkeit zu bevorzugen.
⠀ Unsicher-ambivalente Bindung⠀
Kinder mit unsicher-ambivalenter Bindung zeigen oft übermäßige Anhänglichkeit und Unsicherheit. Sie könnten ängstlich sein, wenn ihre Bezugspersonen abwesend sind, aber auch ambivalent oder widerstrebend, wenn sie zurückkehren.
⠀ Unsicher-desorganisierte Bindung⠀
Kinder mit desorganisierter Bindung zeigen widersprüchliche Verhaltensweisen und können sowohl Nähe als auch Distanz suchen. Ihre Reaktionen auf ihre Bezugspersonen sind oft inkohärent (= zusammenhanglos) und unberechenbar.
⠀ Auswirkungen⠀
Die Bindungsmuster, die wir in der frühen Kindheit erwerben, bleiben über die Lebenszeit weitestgehend stabil – d.h. sie beeinflussen bspw. auch im Erwachsenenalter unser Denken, Fühlen und Verhalten in Beziehungen. Trotzdem sind diese Bindungsmuster nicht unveränderlich. Sie können sich zu jedem Zeitpunkt, durch bedeutsame Erfahrungen in engen Beziehungen, ins Positive oder Negative verändern.
⠀ Konsequenzen für die pädagogische Arbeit⠀
Kleinkinder, die in der Kita betreut werden sollen, müssen sensibel auf diese Situation vorbereitet werden, um das Vertrauen zu ihren primären Bezugspersonen nicht zu erschüttern. Fachkräfte haben zudem die Möglichkeit, Kindern mit unsicherer Bindung zu ihren Eltern, korrigierende Erfahrungen zu ermöglichen. Wenn diese Kinder erfahren, dass andere Erwachsene sensibel auf ihre Bedürfnisse eingehen, kann sich dies positiv auf ihre Entwicklung auswirken.
❓Habt ihr weitere Fragen dazu? Dann lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen!