Assimilation und Akkommodation (nach Jean Piaget)

Assimilation und Akkommodation (nach Jean Piaget)

Jean Piaget, einer der einflussreichsten Entwicklungspsychologen, prägte die Begriffe „Assimilation“ und „Akkommodation“, die unsere Art zu lernen und zu verstehen erklären. 🧠

Doch was genau steckt hinter diesen Begriffen und was können wir daraus für die pädagogische Praxis ableiten? 🤔

Bild von Jean Piaget (1896 - 1980

⠀ Herkunft der Begriffe⠀ 

Die Begriffe „Assimilation“ und „Akkommodation“ stammen aus der Entwicklungspsychologie und der kognitiven Entwicklungstheorie des Schweizer Psychologen Jean Piaget.

⠀ Piagets Grundannahme⠀ 
Jeder Mensch verarbeitet die Eindrücke um sich herum individuell und erschafft sich hierdurch ein eigenes Bild von der Welt. Nach und nach entsteht im Kopf eine kognitive Struktur, auch “Schema” genannt, in die der Mensch neue Erfahrungen einbaut.

Bei jungen Kindern ist die Struktur noch ganz am Anfang. Jeden Tag machen sie neue Erfahrungen, die meist noch nicht in die bereits vorhandene (Denk-) Struktur passen. Als Folge muss die kognitive Struktur angepasst bzw. erweitert werden.

⠀ Ein Beispiel hierfür⠀ 
Ein Baby hat zunächst eine Vorstellung davon, wie das Saugen an der Brust der Mutter funktioniert.

Das Saugen an der Brust überträgt es später auch auf das Saugen an einer Flasche; die Saugbewegungen müssen sich allerdings etwas verändern (= d.h. angepasst werden), da es sich an einer Flasche anders saugt, als an der Brust der Mutter.

Diese Anpassung nennt man auch Adaption. Die Adaption erfolgt über Assimilation und Akkommodation.

⠀ Assimilation⠀ 
“Assimilation” meint die Eingliederung neuer Erfahrungen in ein bereits bestehendes Schema bzw. eine bereits bestehende kognitive Struktur.

Bsp.: Ein Kind weiß, wie es einen Apfel isst – folglich weiß das Kind auch, wie es eine Birne essen muss.

⠀ Akkommodation⠀ 
Erweiterung eines Schemas bzw. einer kognitiven Struktur anhand von Situationen und Erfahrungen, die nicht in bereits vorhandene Schemas passen.

Bsp.: Ein Kind weiß, wie es einen Apfel isst. Das Kind versucht nun, in einen Holzapfel (Spielzeug) zu beißen. Es merkt, dass es davon aber nicht abbeißen kann; Folge = Akkommodation: Das Schema „Apfel essen“ muss erweitert werden, z.B. mit „Es gibt Äpfel zum Essen und (Holz-) Äpfel zum Spielen“ oder „Ein Apfel zum Essen ist nicht aus Holz“.

⠀ Der Zusammenhang zwischen beiden Begriffen⠀ 
Assimilation und Akkommodation kommen fast immer gemeinsam vor; sie ergänzen sich. Kinder, aber auch Erwachsene versuchen zunächst, neue Erfahrungen mit Hilfe von vorhandenen Gedanken und Lösungen zu begreifen (= Assimilation). Wenn das nicht funktioniert, müssen sie ihre Struktur oder ihr Verständnis ändern und auf die Suche nach neuen Lösungsmöglichkeiten gehen (= Akkommodation).

Kurz gesagt: Dort wo die Assimilation scheitert, beginnt die Akkommodation.

⠀ Bedeutung für die pädagogische Praxis⠀ 
Kinder lernen durch eigene Handlungs- und Denkaktivitäten: Sie sind von Natur aus neugierig, wollen Dinge ausprobieren und sind ständig damit beschäftigt, sich ein Bild von der Welt zu machen. Je mehr Wege, Umwege, Irrwege sie dabei gehen müssen, desto vielfältiger wird ihre kognitive Struktur, da diese mit jeder neuen Erfahrung immer wieder angepasst werden muss.

Daher ist es wichtig, Kinder eigene Erfahrungen machen und Zusammenhänge selbst entdecken zu lassen sowie Umwege in Kauf zu nehmen (= päd. Zurückhaltung).

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